Es war eine informative und streckenweise richtig kurzweilige Unterrichtsstunde. Pierre Wolff, geschäftsführender Vorstand der 1993 von ihm gegründeten Montgelas-Gesellschaft in München, sprach am Dienstag auf Einladung der Fachschaft Französisch ins Gymnasium und Kolleg St. Matthias. Sein Thema: das französische Regierungssystem und die Wahlen 2017.Ausgehend von der Französischen Revolution skizzierte Wolff, ursprünglich Lehrer für Deutsch in Frankreich, die Verfassung der Fünften Republik, die am 4. Oktober 1958 unter Staatspräsident Charles de Gaulle in Kraft trat: „Die Erklärung der Menschenrechte der Revolution gehört zur ‚Bibel‘ unserer Tradition.“ Die ersten beiden Artikel legen fest, dass Frankreich als Republik unteilbar, laizistisch, demokratisch und sozial ist. Alle Bürger sind vor dem Gesetz gleich ohne Unterschied auf Herkunft, Rasse oder Religion. Auch die Landessprache Französisch fand Aufnahme in den Verfassungstext. Danach stellte Wolff das Gewaltenteilige System „mit zwei Chefs“ vor, dem Staatspräsidenten und dem Regierungschef. Das Parlament besteht aus zwei Kammern, der „Assemblée nationale“ quasi als Unterhaus und dem Senat als Oberhaus. Beide Häuser werden 2017 gewählt, der Senat nur zu einem Drittel.Nachdem Wolff die Befugnisse von Staatspräsident und Regierungschef skizziert hatte, nahm die Vorstellung der Kandidaten für beide Ämter großen Raum ein. Es folgte einer Parade der vielen politischen Parteien, darunter der UDI als „Sammelsurium der Parteien der Mitte“. Es wurde klar, dass im Vergleich zu Frankreich das deutsche Parteienspektrum viel kleiner und überschaubarer ist.Wolff sparte auch das Thema Populismus nichts aus: „Sollte Marine Le Pen und die ‚Front National‘ Sieger werden, würde sie die Pläne für den Einsatz der französischen Nuklearwaffen stets bei sich führen, wie es einem Staatspräsidenten als Oberbefehlshaber der Streitkräfte zukommt“, so Wolff.  Er umriss knapp und präzise Parteipositionen und Kandidaten, gab aber zu bedenken, dass „42 Leute ihre Kandidatur angekündigt haben, von denen aber wohl nur etwa 12 übrig bleiben werden“.Zur Frage, wer am Ende der jeweils zwei Wahlgänge die Nase vorn haben würde, hielt sich der Referent bedeckt: „Viele Parteien haben noch gar kein Programm – deshalb sind Vorhersagen schwierig bis unmöglich.“ Aber eines steht für Pierre Wolff fest: Es wird ein spannendes Wahljahr „und hoffentlich siegt die Deutsch-Französische Freundschaft“.

Dieter Klug

Quelle: Isar-Loisachbote Nr. 28 vom 03.02.2017, Lokales S. 3