"Nur aus dem Miteinander der Menschen mit Gott kann etwas gelingen.", so das Bekenntnis eines Neu-Wolfratshausers, eines Skaters, Hobby-Kochs, eines leidenschaftlichen Reisenden, nach Italien und ins Heilige Land. Und eines Priesters.
Der "Neue" heißt Martin Schnirch, kam 1965 in Ulm zur Welt und ist seit zwei Wochen Direktor des Spätberufenenseminars St. Matthias. "Ihr Seminaristen seid das Seminar, ich bin nur der Direktor." Das klingt nach Tiefstapelei, ist aber das Bekenntnis eines überzeugten, leidenschaftlichen Gemeinschaftsmenschen. Nach dem Abitur im Spätberufenenseminar Fockenfeld trat Martin Schnirch, der schon mit 14 Pfarrer werden wollte, ins Augsburger Priesterseminar ein. Das Theologie-Studium in Augsburg und München schloss er 1990 mit dem Diplom ab, und nach dem Pastoralkurs wurde er 1990 zum Diakon und ein knappes Jahr später zum Priester geweiht. Nach Stationen als Kaplan in Augsburg und Neuburg trat Schnirch 1994 in die Priestergemeinschaft Mindelheim ein. Seit 2001 ist er Mitglied in der Priestergemeinschaft der Fokolarbewegung.
Von Anfang an war die Arbeit mit jungen Menschen Mittelpunkt seines priesterlichen Wirkens, ob als Hausleiter eines Jugendhauses, ob als nebenamtlicher Schulseelsorger am Maristenkolleg Mindelheim mit über 2000 Schülern in Gymnasium, Realschule und Internat. "In Waldram ist alles angenehm kleiner, überschaubarer, familiärer", schwärmt Schnirch.
Und schon die ersten Stunden in der Schule bestätigen ihn darin, dem Ruf an die 80 Jahre junge Bildungsanstalt gefolgt zu sein. "Ich bin beeindruckt von Motivation, Aufgeschlossenheit und Engagement der SchülerInnen." Aber auch die Struktur der Seminargemeinschaft entspricht seinen Erwartungen, nicht zuletzt im Sinne Jesu: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind…" Dabei steht Martin Schnirch mit beiden Beinen in der Welt, etwa wenn er sagt: "Wenn Gott da ist, riecht es nicht nach Weihrauch, man spürt seine Nähe auch beim Abwasch, bei den Hausaufgaben, einfach im Alltag."
Er brach seine heimatlichen Zelte in Mindelheim ab und zog mit Sack und Pack in Waldram ein, hält aber weiterhin regelmäßigen Kontakt zu seinen Mitbrüdern der Fokolarbewegung: "Priester sein heißt nicht allein sein, sondern mit anderen unterwegs sein in der Welt, auf dem Weg zu Gott." Und er ist auch "Kaufmann", der sich darauf freut, jungen Männern den Weg zum Priestertum zu ebnen: "Wir haben als Kirche was zu verkaufen, das beste Produkt, das es gibt." Und das streckenweise schlechte Image der Kirche will Schnirch helfen zu wandeln: "Kirche ist modern, und ich bin ganz einfach ein moderner Teil der Kirche", sagt er voller Überzeugung.
Und so freut er sich auf das Leben in Schule und Seminar, auf junge Leute, die zeigen sollen, was sie können, "nicht nur in Mathe und Latein, sondern auch als Zauberer und Hobbyköche". Und einen Traum hat er: Arbeitszeit in der Schule, wo man nicht nur Latein paukt, sondern auch praktisch arbeitet. Doch immer in klaren Grenzen, mit sauberen Strukturen – bei sich und den Seminaristen. Für ihn steht immer der Mensch im Mittelpunkt, mit all seinen Höhen und Tiefen. Und konsequent bescheiden dreht er am Ende des Gesprächs den Spieß um und sagt Danke. Der Mann steht zu dem, was er sagt.

Isar-Loisachbote, 18.09.2007, Nr. 214, S. 3