Félix Concaret, umringt von seinen Schülern, lächelt glücklich in die Kamera – zu einer Zeit, als die Nazis Frankreich noch nicht besetzt haben. Zehn Jahre später, am 28. August 1944 wird der ehemalige Lehrer in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Dort verliert er seine Rechte, seinen Namen, seine Identität. Er wird zu einer Nummer im NS-System.
Concarets Schicksal ist eines von 22, die seit gestern in der internationalen Wanderausstellung "Namen statt Nummern" im Gymnasium und Kolleg Sankt Matthias zu sehen sind (bis 12. Februar). Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus eröffneten die Zehntklässler des Gymnasiums gemeinsam mit Schulleiter Claus Pointner die Schau.
Die Schüler recherchierten die Lebenswege von sieben Nazi-Opfern. Geschichte wurde so für sie lebendig. Für den 17-jährigen Matthias Pazdzierny und die ein Jahr ältere Marina Schimpf werden die schrecklichen Erfahrungen der KZ-Häftlinge jedoch nie ganz nachzuempfinden sein. Als "unvorstellbar schrecklich" beschreiben sie dieses Kapitel deutscher Geschichte.
"Die Erinnerung darf nicht enden", zitierte Manfred Ingerl, Fachbereichsleiter für Geschichte, den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zur Eröffnung der Ausstellung. Im Saal des ersten Schulgeschosses werden die Besucher in Erinnerungen eingeschlossen. Von der Decke des Raumes hängen 22 grün-weiße Fahnen herab, die zusammen ein Rechteck bilden. Wenn das Fenster offen steht, bewegen sie sich leicht. Auf jedem der Banner wird eine Geschichte erzählt. Neben den Texten sind Fotos abgebildet, auf denen die späteren Gefangenen fröhliche Momente erlebten.
Als Teil des Projekts "Gedächtnisbuch", welche eine seit 1999 fortlaufend erweiterte Sammlung von Biographien ehemaliger Häftlinge des KZ Dachau ist, werden ausgewählte Lebensgeschichten in sieben Ländern ausgestellt. Das Dachauer Gedächtnisbuch gibt den ehemaligen KZ-Häftlingen ein Gesicht. Es gibt ihnen ihren Namen, ihre Würde und ihre individuelle Identität zurück.

Antje Clemens

Quelle: Wolfratshauser SZ, Nr. 22, 28.01.2009, S. 1