Deutsche Knochenmarkspende zu Gast in St. Matthias – Spender berichtet von seinen Erfahrungen

Leukämie ist die häufigste Krebserkrankung bei Kindern. Aber: Blutkrebs ist heilbar – wenn man für den Patienten rechtzeitig einen Stammzellenspender findet.
Evin Sevinc von der Zentrale der deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) besuchte kürzlich die Schule St. Matthias in Waldram:
Aus Tübingen, dem Sitz der gemeinnützigen GmbH, brachte die junge Frau viel Gepäck mit: Infoblätter, Erfassungsbögen – und zahlreiche Teströhrchen. „Es dauert nur wenige Minuten, ein paar Speichelproben, Registrierungsbogen ausfüllen, schon erledigt“, sagte die DKMS-Vertreterin  Aus 3.000 freiwilligen potentiellen Spendern bei der Gründung im Jahr 1991 wurden bis heute allein in Deutschland 8 Millionen, weltweit 32 Millionen in über 50 Ländern.
Sevinc berichtete auch über einige Fälle, um in die Materie Blutkrebs, periphere Stammzellenentnahme und Knochenmarkentnahme einzuführen. Sie machte dabei deutlich, warum es so schwierig ist, einen passenden Spender zu finden: „Wir müssen nach zehn identischen HLA-Merkmalen bei Empfänger und Spender suchen, gleichsam dem Fingerabdruck der Zelle. Wir suchen – weltweit – nach nichts Geringerem als dem genetischen Zwilling.“ Über 15.000 bekannte Ausprägungen der HLA-Merkmale gibt es – und ständig werden es mehr.
Sevinc erläuterte auch die Hürden für eine Registrierung als Spender: Mindestens 17 Jahre, höchstens 55 darf er sein, er sollte bei guter Gesundheit sein und mindestens 50 Kilo wiegen, aber kein starkes Übergewicht haben. Die Registrierung ist – bis zur Entnahme – völlig freiwillig und kostenlos. Allerdings fallen für die DKMS 35 Euro pro Registrierung an. „Sie können bis zum Ende die Entnahme ablehnen – aber Sie riskieren damit unter Umständen den Tod des Empfängers“, machte Sevinc deutlich.
Deniz Cesmeli hatte Sevinc nach Waldram begleitet. Er ist ein Spender. Der Münchner  hatte schon recht bald nach der Registrierung erfahren, dass er als Stammzellenspender in Frage kommt – während einer Autofahrt. „Ich musste anhalten und freute mich riesig, es war einer der emotionalsten Momente in meinem Leben“, berichtete der junge Mann. Deniz erklärte die folgenden Schritte genau und betonte, dass für ihn zu keinem Zeitpunkt ein gesundheitliches Risiko bestanden habe: „Es gibt Irritationen wie etwa bei einem leichten grippalen Infekt, aber nach der Entnahme ist alles wieder in Ordnung“, sagte er.
Seine Spende erhielt eine junge Französin, Mutter von zwei Kindern. Leider darf er „sie nie persönlich kennenlernen, die französischen Gesetze erlauben dies nicht“. Aber er kann sich immer über ihre Fortschritte erkundigen, „und das ist mir ganz wichtig“. In Deutschland besteht lediglich eine zweijährige Sperrfrist, nach dieser Zeit können sich Spender und Empfänger treffen – und die meisten wollen das auch.
Später saßen mehr als zehn geschulte Schüler an langen Tischen vor der Aula von St. Matthias, und gut zwei Stunden lang ließen sich 75 junge Leute registrieren. In die bereitgestellte Spendenbox flossen mehr als 600 € – für eine kleine Schule wie St. Matthias ein überwältigendes Ergebnis. Auch Evin Sevinc war von der Aktion mehr als angetan, die die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen großzügig gesponsert und die Helfer mit Nikola Kosanovic an der Spitze initiiert hatten.

Dieter Klug
Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 116 vom 23. Mai 2018, Lokales S. 3