Bei einem Mentorenabend am Gymnasium St. Matthias tauschen sich Schüler und Berufstätige aus

Endlich mal hören, was einen in der Berufswelt wirklich erwartet.
Endlich mal Fragen stellen können an Menschen, die schon lange in ihrem Beruf arbeiten und ehrlich Auskunft geben. Diesem Anliegen soll der sogenannte Mentorenabend, der einmal jährlich am Gymnasium St. Matthias Waldram stattfindet, dienen. Vergangenen Donnerstag trafen sich deshalb interessierte Schüler des Gymnasiums und neun Erwachsene aus acht verschiedenen Berufen in der Schule, um sich über die verschiedenen Berufsbilder auszutauschen. „Ziel ist es, dass die Schüler ein realistisches Berufsbild vermittelt bekommen und die Referenten kein Blatt vor den Mund nehmen, sondern auch sagen, was nicht so erfreulich ist in ihrem Beruf“, sagte Beratungslehrerin Elisabeth Herholz.
Mit ihr zusammen hatten die Schüler der Q 11 vorab in ihrem P-Seminar einen genauen Plan zum Ablauf des Abends ausgearbeitet, der Teil ihrer Berufs- und Studienorientierungsphase ist. „Üblicherweise laden wir oft ehemalige Schüler ein, die heute in Berufen arbeiten, die die Schiller besonders interessieren“, sagte Herholz. Heuer seien zwar keine Ehemaligen dabei, dafür aber einige Eltern von Schülern, die aktuell das Gymnasium besuchen. Für bestimmte Berufe sei das Interesse der Schüler immer groß etwa Arzt, Jurist oder Lehrer. Andere dagegen seien eher spezieller und seltener nachgefragt. Am Donnerstag erzählten neben den bereits genannten eine Sozialpädagogin, eine Psychologin, zwei Fluglotsinnen, ein Physiker und ein Chemiker aus ihrem Arbeitsleben.
Mit den beiden Fluglotsinnen war eine Berufsgruppe erstmals am Mentorenabend vertreten. „Ohne unsere Anweisung darf ein Pilot quasi gar nichts machen“, sagte Christina Sossalla, eine der beiden Referentinnen, vor etwa 15 Schülern. Es kamen Fragen etwa zum Fluglotsen-Englisch, dem internationalen Luftfahrtenglisch, das jeder Fluglotse in seiner Ausbildung lernt. Ein Schüler wollte wissen, was passiere, wenn die Piloten streiken: „Habt ihr dann frei?“ Weniger Stress habe man dann, war die Antwort. Frei hingegen hatte es bisher nur bei einem Ereignis gegeben, nämlich als 2010 der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ausbrach und ganz Europa unter seiner Aschewolke lag. Eine der Schülerinnen, die den beiden Fluglotsinnen zuhörte, war Valérie Schott, die zusammen mit einem Mitschüler auch die Moderation des Abends übernommen hatte. „Ich will eigentlich Musicaldarstellerin werden“, sagte sie, „aber vielleicht probiere ich ja auch mal den Test der Deutschen Flugsicherung, den man schaffen muss, um Fluglotsin zu werden.“
Besonders interessiert waren jene Schüler, die sich ein Bild zum Beruf des Psychologen machen wollten. Eine Frage nach der anderen beantwortete Psychologin Isa Schlott, die eine eigene Mentalcoachingakademie leitet. „Psychologie ist wirklich ein facettenreiches Fach“, sagte sie. Man könne damit in viele verschiedene Bereiche gehen, die alle ihren Reiz hätten: Kriminal- oder Schulpsychologie, klinische oder Wirtschaftspsychologie. „Lasst euch nicht abschrecken“, gab sie den Schülern mit auf den Weg und freute sich hinterher über das große Interesse, das ihrem Beruf entgegengebracht wurde: ,,Es kamen sehr viele Fragen und es hat sehr viel Spaß gemacht.“
Beratungslehrerin Herholz sprach von positivem Feedback, das es von den Schülern für die Mentorenabende gebe. „Die meisten sagen, dass der Abend sehr informativ gewesen ist.“ Und der ein oder andere kommt einer Entscheidung, was die berufliche Laufbahn nach der Schule angeht, einen Schritt näher. Das kann dann auch mal so ausfallen wie bei der 19-jährigen Cornelia Mezler. „Ich weiß jetzt sicher, das Biochemie nichts fiir mich ist. Vielleicht sollte ich mich doch lieber in Richtung Physiotherapie oder Ernährungswissenschaften orientieren.“

Katharina Schmid

Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 59 vom 12.03.2018, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, S. R9