Mentorenabend am Gymnasium St. Matthias: Berufstätige geben Einblicke in ihre Arbeit

Was will ich beruflich später machen? Vor dieser Frage stehen alle Jugendlichen. Ideen bekommen die Schüler des Gymnasiums St. Matthias in Waldram traditionell an einem sogenannten Mentorenabend aufgezeigt: Meist geben ehemalige Abiturienten  des Hauses ihren Nachfolgern einen Einblick in ihren Beruf. Heuer war es anders: Erstmals seit Jahren waren die Mentoren „Fremd“, die den Schülern der Q11 Tipps gaben.
Sozialpädagogin Elisabeth Friedrich betonte die erfüllenden Aspekte ihres Jobs, wies aber darauf hin, „dass man hier nicht reich wird“. Psychologin Isa Schlott zeigte die unterschiedlichen Möglichkeiten, etwa als Coach, auf. Und Carolin Maier stellte den Beruf einer Realschullehrerin vor. Die Naturwissenschaften repräsentierten Klaus Lang, Physiker bei EagleBurgmann, und der Chemiker Dr. Christoph Weber. Dr. Maximilian Kinkeldey gab Einblicke in seinen Job als Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz.
Zwei Frauen zogen viele Zuhörer ins Klassenzimmer: Christine Sossalla und Karin Höchenberger. Sie sind Fluglotsinnen und warben für ihren verantwortungsvollen Beruf. Die Voraussetzungen sind Vollabitur und körperliche und geistige Fitness. „Um die angestrebten 80 neuen Fluglotsen ausbilden und einstellen zu können, brauchen wir zwischen 3.000 und 4.000 Bewerber“, sagte Sossalla. Wer die Fähigkeiten und die Leidenschaft nicht hat, werde in diesem Beruf nicht glücklich. Geduldig beantworteten die beiden Frauen viele Fragen nach Eignung, Dienstzeiten und ‚gefährlichen Momenten: „Wir hatten zum Glück noch keinen Unglücksfall, und da alle Fluglotsen dieselbe Ausbildung haben, sind wir überall immer und flexibel einsetzbar.“ Allerdings müsse man nach einer 90-Tage-Pause erst zum Coach und nach einem Jahr Pause neuerlich eine Prüfung ablegen. Nicht zuletzt sei auch das Gehalt reizvoll: „Nach Ende der Ausbildung fängt man zwischen 6.000 und 8.000 Euro an, vergleichbar mit Piloten.“
Interessant auch, was Dr. Anne Kinkeldey erzählte. Sie hat in Italien Medizin studiert und führt in München eine Allgemeinpraxis mit überwiegend mediterranen Patienten. Kinkeldey übte Kritik an der deutschen Mediziner-Ausbildung, die viel zu akademisch, theoretisch und lernorientiert sei: „Ich musste mir das meiste Können nach dem Studium mit einem Sprung ins kalte Wasser erarbeiten.“ Angehenden Medizinern empfahl sie, vom Beginn des Studiums an in Kliniken und Praxen mitzuarbeiten, um am Menschen zu lernen. Auch eine Ausbildung im Pflegesektor oder etwa als Rettungssanitäter  sei eine Option.

Dieter Klug

Quelle: Isar-Loisachbote, Nr. 64 vom 17/18.03.2018, Lokales, S. 3