Der Alte geht, der neue ist schon da. Vertreter aus Kirche, Politik und Wissenschaft haben am Donnerstag in Gymnasium, Kolleg und Seminar St. Matthias in Waldram Seminardirektor Pfarrer Martin Schnirch verabschiedet und seinen Nachfolger als Stiftungsdirektor Prof. Joachim Burkard wurde feierlich in sein Amt eingeführt.
In der Seminarkirche haben Schul- und Seminargemeinschaft mit den Ehrengästen, sowie treuen Freunden aus der Pfarrei zunächst einen Gottesdienst gefeiert. Hauptzelebrant war Domkapitular Monsignore Klaus Peter Franzl, Leiter des Ressorts Personal im Erzbischöflichen Ordinariat München (EOM), Konzelebranten waren der scheidende Seminardirektor und sein Nachfolger.
„Ein Direktorenwechsel ist auch in einer fast 90-jährigen Einrichtung wie St. Matthias eine Zäsur“, sagte Franzl. Er zeigte sich in seiner Predigt überzeugt, dass der Weg des Wandels und der Erneuerung gelingen werde. „Es gibt zwar Stimmen aus der Leitungsebene, dass die Priesterausbildung am Ende angelangt sei“, so Franzl. Viele Gläubige würden schon gar nicht mehr mit einer Priesterberufung rechnen. Er sei aber sicher, dass Waldram noch mehr zu einem Ort werde, an dem junge Leute Zeit haben und Menschen finden, die ihnen den Weg ins Leben, in den Beruf oder in die Berufung weisen.
Einen Reigen von Festrednern moderierte beim Festakt in der Aula Schulleiter Claus Pointner. Den Anfang machte Ordinariats-Direktorin Dr. Sandra Krump, Leiterin des Ressorts Bildung im EOM. Sie verglich den Wechsel in der Leitung mit einem Staffellauf. „Der erste Läufer, Martin Schnirch, war schnell und erfolgreich.“ Sie ging auf dessen Verdienste in seiner fast neun Jahre währenden Amtszeit ein und betonte dabei vor allem den Neubau von Seminar und Schule. „Unsere vierjährige intensive Zusammenarbeit empfand ich stets als sehr positiv.“
Bürgermeister Klaus Heilinglechner brachte es auf den Punkt: „Probleme gab es nicht, wir waren immer auf der gleichen Wellenlänge und arbeiteten, wo nötig, konstruktiv zusammen.“ Burkard wünschte er eine glückliche Hand und versprach: „Die Türen der Stadt stehen Ihnen immer offen.“
Ralf Wiechmann als Vertreter der Mitarbeiter hob die vielen „kleinen“ Verdienste Schnirchs hervor: Er nahm an allen Lehrerkonferenzen teil, eröffnete immer mit einem Gebet und hatte für jeden stets ein freundliches Wort, eine Geste der Zuneigung. „Für alles von uns allen herzlichen Dank.“
Florian Maucher (Schülermitverantwortung) und Lukas Röder als Senior der Seminaristen lobten Schnirch als „besonderen Menschen“, der St. Matthias zur Heimat werden ließ. „Freiheit des Geistes und Freiheit des Glaubens, darauf kam es Ihnen immer an, und dafür möchten Ihnen vor allem Ihre Seminaristen ganz herzlich danken“, so Röder.
Den Schlusspunkt setzte Schulleiter Pointner. Er lobte die vertrauensvolle, offene Zusammenarbeit: „Wir stimmten unsere unterschiedlichen Arbeitsstile aufeinander ab und wurden schnell ein eingespieltes Team.“ Die Bautätigkeit sei ihr „größtes Ding“ gewesen, es sei Schnirchs Verdienst, dass Schule und Seminar eng zusammenwuchsen. Als Geschenk der Schule gab es einen Heiligen Matthias aus Holz und – natürlich – ein Exemplar der Erstausgabe des legendären Kugelschreibers.
Der scheidende Direktor stellte sein „letztes Wort“ unter die Begriffsreihe Bitte – Dank – Entschuldigung. Er entschuldigte sich für alles, was nicht geklappt hat oder wo ihm Fehler unterliefen. Er bedankte sich bei allen am Schul- und Seminarleben Beteiligten  sowie seinem Nachfolger und wandte sich zum Schluss an Schüler und Seminaristen: „Ihr seid die Zukunft der Gesellschaft und der Kirche.“ Er erhielt seine Entpflichtungsurkunde, gab Dr. Krump den Generalschlüssel zurück – und dann ging alles ganz schnell.
Joachim Burkhard kam auf die Bühne, Domkapitular Franzl las die Ernennungsurkunde vor. Statt Stab gab es den Schlüssel, und Burkard gestand in seiner Vorstellung seine Rot-Grün-Schwäche, die ihn nicht daran hindere, Ziele zu erkennen und zu verfolgen. „Ich sehe Schule als Lern- und Lebensraum, und ich bin offen für Wechsel, Veränderung, neuen Wind.“ Eine Leitung müsse fördern und fordern, und er versprach, nichts nebenher zu machen, sondern die anstehende Kulturveränderung mit Zeit, Kraft und Geduld anzugehen. „Gelingt uns das im Vertrauen auf den Imanuel, auf den ‚Gott in uns‘, dann ist es auch nicht schlimm, wenn man eine Rot-Grün-Schwäche hat.“
Die musikalische Begleitung übernahmen Musiklehrer Damian Schwider (Orgel, Flügel), Lara Scheidmantel (Violine) und Berit Chucholowski (Flügel), beide Q11. Beim Stehempfang mit Büffet stärkten sich für den den Nachmittagsunterricht.

Dieter Klug

Quelle: Isar-Loisachbote, 29. April 2016, Nr. 99, Lokales S. 3